Assassin by Tom Cain

Assassin by Tom Cain

Autor:Tom Cain [Cain, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-02-01T05:00:00+00:00


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Carver hatte eine SMS verschickt, während er der Fähre entgegenjagte. Sie ging an eine Nummer, die er seit Jahren nicht mehr angewählt hatte. Möglich, dass sie gar nicht mehr stimmte, aber wenn, dann würde ihr Besitzer seinen Namen reinwaschen können.

Er hatte auch ein wenig nachgedacht und sich das Geschehen der vergangenen Wochen vor Augen gehalten. Dabei hatte er den alten Sherlock-Holmes-Trick angewendet: das Unmögliche ausschließen, sodass das, was übrig blieb, wie unwahrscheinlich auch immer, die Wahrheit sein musste. Der Schluss, zu dem er gekommen war, erschien ihm in der Tat unwahrscheinlich. Und es brach ihm fast das Herz. Aber es war klar, dass er richtig war, und er wusste auch, dass er sich vorher schrecklich geirrt hatte. Er hoffte nur, es werde sich die Möglichkeit ergeben, die Dinge richtigzustellen und alles wiedergutzumachen, was er in seiner Dummheit angerichtet hatte. Zuerst aber musste ihm die Flucht gelingen.

Die Lichter der Fähre waren nur noch einen knappen Kilometer entfernt, als ihm ein anderer Gedanke kam, einer, den er während seiner Flucht aus der Stadt verdrängt hatte: Tyzack hatte von einem Anschlag geredet, der ihn in eine andere Liga brächte, der alles überträfe, was Carver je angepackt hatte. Carver war auf die Prahlerei nicht eingegangen, aus Stolz und aus Eitelkeit. Jetzt wurde ihm klar, dass seine Arroganz ihn blind gemacht hatte. Das war eine unverzeihliche Dummheit. Hätte er Tyzacks Bedürfnis, bei ihm Eindruck zu schinden, befriedigt, wüsste er jetzt, was der Kerl vorhatte. So aber würde er es selbst herausfinden müssen.

Theoretisch gab es zwei Möglichkeiten, wie Tyzack ihn ausstechen konnte: durch die Anzahl der Getöteten oder durch die Bedeutung eines bestimmten Opfers. Allerdings war Tyzack kein Terrorist, der religiös oder ideologisch motiviert war. Er tötete einzelne Leute, weil er dafür bezahlt wurde, und zusätzliche Opfer betrachtete er als Kollateralschaden. Im Kong Haakon Hotel waren etliche Menschen ums Leben gekommen, aber Carver würde jede Wette eingehen, dass es nur um einen bestimmten Menschen gegangen war. Auch er selbst war nur nebensächlich.

Das konnte nur eines heißen: Tyzack hatte es auf einen so mächtigen oder so berühmten Zeitgenossen abgesehen, dass er – jedenfalls nach seiner Vorstellung – Carver damit übertrumpfte. Theoretisch traf das auf eine ganze Reihe von Politikern, geistlichen Oberhäuptern, Prominenten oder Monarchen zu. Praktisch allerdings gab es nur eine Zielperson, deren Eliminierung einem Attentäter den perversen Ruhm einbrachte, auf den Tyzack aus war: der Präsident der Vereinigten Staaten.

Carver wurde von der furchtbaren Erkenntnis erschüttert, dass er Lincoln Roberts, nachdem er ihn einmal einem falschen Anschlag ausgesetzt hatte, nun einem echten Anschlag ausgeliefert hatte. Ein Mann, den er bewunderte, für dessen Sicherheit er gearbeitet hatte, war jetzt vielleicht in Lebensgefahr. Doch was konnte er dagegen tun? Er war auf der Flucht und musste sich irgendwie durchschlagen. Eine Warnung würde man nicht ernst nehmen. Aber er musste sich trotzdem irgendwie Gehör verschaffen.

Er war jetzt mit dem Boot hinter das Heck der Fähre gelangt. Ihr Name, Queen of Jutland, war über die ganze Breite der Laderampe geschrieben und wurde von dem Licht beschienen, das weiter oben aus acht großen Bullaugen drang.



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